Rhein-Neckar-Zeitung vom 12.8.2002
 
Gegen moderne Großraumwagen
 
"Bürger für Heidelberg" zur Bergbahn: Ein Stück schützenswertes Inventar
Für die "Bürger für Heidelberg" gehört die alte Bergbahn so wie sie ist zum schützenswerten Heidelberger Inventar. In einer Stellungnahme halten die "Bürger" fest:
"Gut, dass nach dem Unglück von Kaprun alle Bergbahnen auf ihre Sicherheit hin überprüft werden. Gut auch, dass der Heidelberger Bergbahn bei der jährlichen Sicherheitsprüfung im März 2002 bescheinigt wurde, dass alle Sicherheits- und technischen Einrichtungen voll funktionsfähig und mängelfrei waren. Gut aber auch, dass uns durch die Diskussion der letzten Tage bewusst wird, welch zusätzliches Kleinod - neben den vielen anderen - wir in Heidelberg zu schützen haben.
Gemütliches Rumpeln
Die Bergbahn fährt seit 1907 unfallfrei und zur Freude ihrer Fahrgäste. Sie gehört zum "Gesamterlebnis Stadt und Schloss". Der untere Teil ist ein verlässliches innerstädtisches Nahverkehrsmittel, der obere (von der Molkenkur zum Königstuhl) für Heidelberger und vor allem für Touristen eine spezielle Attraktion, durchaus vergleichbar der Cable Cars in San Francisco. Zur oberen Bahn gehören unbedingt die Langsamkeit und das gemütliche Rumpeln (siehe Fahrgast-Befragung, RNZ v. 26.7.02). Die Bergbahn-Anlage steht insgesamt unter Denkmalschutz. Die Bahn selbst ist eines der wenigen Technikdenkmäler in Deutschland, die noch unverändert und seit Beginn ununterbrochen in Betrieb sind. Somit geniest die Bergbahn Bestandsschutz.
Im Gegensatz zu allen anderen Verkehrsmitteln hat die Bergbahn keinen Geschwindigkeitssprung mitvollzogen. Jeder weiß, dass Materialverschleiß und Sicherheitsrisiken mit steigender Geschwindigkeit exponentiell ansteigen. Die Bergbahn aber fährt heute, wie damals mit 7,2 km/h. Das technische System ist dieser Geschwindigkeit, die von den Ingenieuren der Erbauergeneration beherrscht wurde, angemessen. Natürlich müssen - wie dies auch in der Vergangenheit geschehen ist - notwendige technische Anpassungen durch- geführt werden. Dazu muss man aber nicht eine "völlig neue Bergbahn" planen.
Die Herausforderung für die Ingenieure heute ist nicht, mit unnötig viel Geld eine unnötige neue Bergbahn zu bauen, sondern mit wenig Geld ein Technikdenkmal zu erhalten, das so sicher bleibt, wie es bis heute ist. Dazu hat das österreichische Ingenieurbüro Leitner Lösungsvorschläge erarbeitet.
Auch die Originalwagen von 1907 müssen keinesfalls durch moderne Großraumwagen ersetzt werden. Gerade die oberen Wagen aus Eichenholz mindern die Brandgefahr - weil Eiche "schwer entflammbar" ist und weil in den Wagen keine brennbaren Risikostoffe verbaut sind wie (in Kaprun) moderne Dämm-Materialien, Kunststoff-Verkleidungen und Hydrauliköl (RNZ vom 9.8.02). Der Gemeinderat sollte sich von der Heidelberger Berufs-feuerwehr über die Brandgefahr bzw. -sicherheit der Bergbahn informieren lassen.
Thema für Gemeinderat
Fazit: Die Bergbahn wie sie heute ist, gehört zum schützenswerten Heidelberger "Inventar". Wir brauchen keine modernen Großraumwagen, keine höhere Geschwindigkeit, keine 20 Meter breite Schneise im Wald. Wir steigen weiterhin gerne um in die Holzwagen zum Königstuhl. Hoffentlich sind noch keine voreiligen Entschei-dungen gefallen - etwa die Bestellung neuer Wagen? Der Gemeinderat sollte sich dieses Themas annehmen, damit ein Wahrzeichen Heidelbergs erhalten bleibt. Dann sind wir sicher, dass wir unsere liebenswerte Bergbahn ebenso behalten dürfen wie Stuttgart die seine - alles nach dem Motto "langsam, aber sicher".
 
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