Rhein-Neckar-Zeitung vom 7.8.2002
 
Ist die Bergbahn doch noch sicher?
 
Der ehemalige Betriebsleiter Harald Sporin versteht nicht, warum die Bahn nicht mehr fahren soll.
Von Peter Wiest
"Die technischen Details der Heidelberger Bergbahn sind in einem sicheren Zustand." Dies behauptet der ehemalige Betriebsleiter der HeidelbergerBergbahn Harald Sporin in einem Schreiben an die Rhein-Neckar-Zeitung. Sporin, der bis zum 31. März 2001 Betriebsleiter war, stellt sich damit in Widerspruch zum Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg, das eine Betriebseinstellung der oberen Bergbahn zwischen Molkenkur und Königstuhl zum 30. April 2003 angeordnet hat, nachdem die Bergbahn angeblich nicht den EU-Sicherheitsanforderungen an Seilbahnen entspricht (wir berichteten).
Harald Sporin weist in seinem Schreiben darauf hin, dass sich zwar in den 95 Jahren Betriebszeit der Bergbahn die Bauvorschriften geändert hätten: "Aber alte Kraftfahrzeuge müssen auch nicht umgebaut werden." Das einzige dem Verschleiß unterliegende Bauteil der Antriebsanlage der Bergbahn sei der so genannte Motorläufer; dieser sei anlässlich einervorgeschriebenen Zehn-Jahres-Revision im Jahr 2000 durch eine Fachfirma totalüberholt worden. Außerdem gebe es einen Ersatzläufer, der ebenfalls totalüberholt worden sei.
Die Wagen der Bergbahn haben nach den Angaben Sporins so genannte Fangbremsen an Bord, die sofort ansprechen, wenn das Zugseil brechen oder auch nur schlaff würde.
Ein Seilbruch ist nie passiert.
Ein Seilbruch sei jedoch in den letzten 95 Jahren nicht bekannt geworden. Die Funktion der Fangbremsen werde regelmäßig überprüft; außerdem erfolge eine regelmäßige Wartung. Dies gewährleiste, so Sporin, dass der Weg von der Auslösung bis zum Stillstand des Wagens nur wenige Meter betrage.
Bei der Revision 2000 seien alle sechs Wagenachsen mit ihren fest montierten Rädern auf Risse geprüft, zum Teil neu gefertigt und mit neuen Radlaufringen aus geschmiedeten Rohlingen und mit neuen Bronzelagern versehen worden. Neben der Überarbeitung im Maschinenhaus seien die Wagen total zerlegt, überprüft und gewartet worden. Auch die Schienen seien in einem Zustand, mit dem "sie gut für 100 weitere Jahre ihren Dienst tun würden", so Sporin weiter. Verschleiß resultiere schließlich aus Geschwindigkeit, und die obere Bergbahn fahre lediglich mit einer Geschwindigkeit von zwei Metern pro Sekunde oder rund 7,2 km/h.
Dass die Türen der Wagen zu eng seien für Rettungsmannschaften, will Sporin ebenfalls nicht gelten lassen. Im April 2000 habe es eine Bergungsübung gegeben, die einwandfrei geklappt habe. Zum gleichen Zeitpunkt sei sogar "von denselben Beamten des Landesamtes in Freiburg", so Sporin, die Aussage gemacht worden, dass die obere Bergbahn nicht verändert werden dürfe; gleichzeitig sei die Bahn "mit einem Quasi-Denkmalschutz belegt" worden. Auch deshalb sei es sehr verwunderlich, so der ehemalige Bergbahn-Betriebsleiter, "dass man jetzt die neuen Forderungen ohne Kampf annimmt" - zumal ja auch die Kosten für eine neue Anlage mit sieben Millionen Euro immens seien.
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