Stuttgarter Zeitung vom 8.8.2002
 
Standseilbahn wird geprüft
 
Gutachten in Auftrag gegeben
Die Stuttgarter Standseilbahn muss auf den Prüfstand. So will es eine neue Richtlinie der EU. Ein Gutachten soll nun klären, ob die historische Bahn sicherheitstechnisch noch in Ordnung ist. Einstweilen fährt sie wie gehabt.
Von Mathias Bury
Mehr als 70 Jahre hat die alte Standseilbahn mittlerweile auf dem Buckel. Seit dem 17. November 1929 verkehrt sie zwischen dem Südheimer Platz in Heslach und dem Degerlocher Waldfriedhof. Als die in der Esslinger Maschinenfabrik gebaute Bahn den Linienbetrieb aufnahm, war sie die erste dieser Art in ganz Deutschland. Nicht umsonst sind die Stuttgarter auf sie stolz.
Jetzt droht der Denkmalbahn Ungemach aus Brüssel. In der Folge des Seilbahnunglücks im österreichischen Kaprun hat die EU neue, schärfere Richtlinien für den Betrieb von Seilbahnen erlassen, die im Laufe des nächsten Jahres umgesetzt werden müssen. Die Landesbergdirektion in Freiburg hat die Stuttgarter Straßen-bahnen AG {SSB} wissen lassen, "dass die Bahnen in Stuttgart und Heidelberg nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen", sagt Thomas Moser, Leiter des Bereichs Schienenfahrzeugwerkstätten beider SSB.
Besonders beunruhigt hat das Moser aber bis jetzt nicht, ein Aus für die Bahn fürchtet er gegenwärtig nicht. Zum einen, weil die Standseilbahn die alljährliche Sicherheitsprüfung im Juli auch diesmal wieder bestanden hat. "Wir müssen nicht alles austauschen", ist Moser überzeugt. Auch in den vergangenen Jahren war die Denkmalbahn nicht auf dem Stand der neuesten Technik, bot aber trotzdem, was man "vergleichbare Sicher-heit" nennt. Ob sie dieses Prädikat allerdings auch künftig verliehen bekommt, soll ein Gutachten klären, das hat die Landesbergdirektion zur Auflage gemacht.
Vorerst also werden die Fahrgäste, denen in den Waggons 20 Sitz- und 54 Stehplätze zur Verfügung stehen, weiterhin im 30-Minuten-Takt am drei Zentimeter dicken Stahlseil in die Höhe nach Degerloch gezogen. Bis Oktober sollen nun zwei Ingenieurbüros aus der Schweiz und aus Österreich im Auftrag der SSB klären, wie es um die Sicherheit der Antriebstechnik des Oldtimers bestellt ist.
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