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Südwest Presse vom 24.07.2004
VERKEHR / "Erbschleicher-Express" erfüllt die Sicherheitsauflagen
Das Bergbähnle fährt wieder
von Raimund Waible
STUTTGART Nach einer Sanierungspause geht die historische Standseilbahn in Stuttgart-Heslach wieder in Betrieb. Stuttgart will das nostalgische Bähnle zu einer touristischen Attraktion machen. Früher waren vor allem Leute mit ihr gefahren, die zum Waldfriedhof wollten.
Sieben Monate stand sie still, die Stuttgarter Standseilbahn. Die Bahn aus dem Jahre 1929 musste eine siebenmonatige Zwangspause einlegen. Die Landesbergdirektion Freiburg hatte gefordert, das zwischen Heslach und dem Waldfriedhof pendelnde B&auml;hnle sicherheitstechnisch nachzurüsten. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) entschied sich im Juni vergangenen Jahres für die drei Millionen teure Sanierung.
Mit einem Fest nimmt die originellste Bahn im Stuttgarter Nahverkehr heute wieder ihren Betrieb auf. Ein Fest, mit dem die SSB zudem das Jubiläum der nur 536 Meter langen Strecke vorzieht. Im Oktober wird das Bergbähnle 75 Jahre alt.
Den beiden Teakholzwagen ist die Modernisierung nicht anzusehen. Sie präsentieren sich nach wie vor im Look der 20er Jahre. Die Neuerungen erschließen sich nur auf den zweiten Blick. Die Bahn erhielt ein dickeres Zugseil und kräftigere Bremsen. Der neue Motor in der Bergstation ist mit seinen 110 kW (145 PS) um 40 kW stärker als der alte. Die Stuttgarter Bahn entspricht als erste in Deutschland den neuen Sicherheits-Richtlinien der Europäischen Union.
Verändert wurde jedoch die Optik der Berg- und Talstation. Einbauten aus den 70er und 80er Jahren wurden entfernt und durch Fenster und Türen im alten Stil ersetzt. "Wenn Sie die heutigen Stationen mit alten Bildern vergleichen - Sie bemerken keinen Unterschied" begeistert sich SSB-Sprecherin Susanne Schupp.
Vom Charme des technischen Denkmals verspricht sich die SSB eine Zunahme der Fahrgäste. In all den Jahren war die Bahn eigentlich nur von Besuchern des Waldfriedhof benutzt worden - deshalb hieß sie im Volksmund auch "Lustige-Witwen-Bahn" und "Erbschleicher-Express". Nun hofft die SSB, dass "Stuttgarts schrägste Sache" auch Touristen anzieht - und von allen Institutionen unterstützt wird, die sich so stark gegen die Stilllegung gestemmt hatten.
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