Pforzheimer Zeitung vom 21.05.2004

Mehr Sicherheit für weniger Geld

BAD WILDBAD.Entgegen zurzeit kursierenden Gerüchten droht der Bergbahn nicht das Aus, so Bürgermeister Walter Jocher. Der Ausbau des Sicherheitssystems der Bahn wird sich allerdings verzögern.
Am 15. Juli hatte der Bad Wildbader Gemeinderat beschlossen, die Baumaßnahmen für einen Rettungs- und Bedienungsweg der Sommerbergbahn auszuschreiben. Rund 290 000 Euro Gesamtkosten hatte das Dornstetter Ingenieurbüro Alwin Eppler dafür veranschlagt, 220 000 Euro davon sollen per Landeszuschuss finanziert werden. Die Ausschreibung förderte nun offenbar ganz andere Ergebnisse zutage: "Die Angebote liegen sehr weit auseinander", sagt Jocher: "Das macht einen stutzig: Wenn die einen sehr günstig und die anderen extrem teuer sind."
Welche Beträge genau im Spiel sind, wollte der Bürgermeister gestern nicht verraten. Ein ortsansässiger Bauunternehmer lag nach eigenen Angaben mit seinem Gebot von 545 000 Euro allein für die Beton- und Stahlarbeiten an dritter Stelle, obwohl er, wie er sagt, scharf kalkuliert habe. Damit kämen auf die Stadt deutlich mehr Kosten zu als geplant. Auch für das billigste Gebot wird sich die Verwaltung laut Jocher nicht entscheiden: "Es nützt uns ja nichts, wenn nachher Nachforderungen kommen", so der Rathauschef. Jetzt soll das Ingenieurbüro die Pläne noch mal überarbeiten.
Andere Preisvorstellungen
Der Grund für die stark voneinander abweichenden Ergebnisse der unterschiedlichen Bauunternehmer sieht Jocher in der zu offenen Aufgabenstellung: Eine Präzisierung des Auftrags sei nötig, "um näher an unsere Preisvorstellungen zu kommen." So sei es eben erforderlich, Material von der Stange zu verwenden, anstelle von Sonderanfertigungen. Der Plan des Ingenieurbüros sieht für die rund 1100 Meter lange Strecke drei unterschiedliche Stufenarten vor: Ein Drittel des Fluchtwegs soll mit den vorhandenen Buntsandsteinstufen "standorttypisch" gestaltet werden, ein weiteres Drittel der Treppe würde aus Beton gefertigt; an besonders engen und steilen Stellen soll dagegen eine Stahlkonstruktion verwendet werden.
Der Baubeginn verschiebt sich vermutlich um ein halbes Jahr: Statt zum 1. Oktober wird es nun, so vermutet Jocher, erst im März oder April losgehen. Der Betrieb der Bahn soll dadurch aber nicht gestört werden. Auch was die Sicherheit angeht, beruhigt der Bürgermeister: "Was in Kaprun passiert ist, ist in Wildbad technisch heute schon unmöglich." Bereits in Phase eins der Umrüstung habe man fast alles Brennbare aus der Bahn entfernt. Die Heizung schaltet sich inzwischen automatisch ab, sobald sich die Wagen in Bewegung setzen. Brandmeldeanlagen und elektronische Absicherung wurden eingebaut. Was jetzt noch fehlt, ist ein durchgängiger, teilweise beleuchteter Fluchtweg, der von jedem Punkt der Strecke den Ausstieg erlaubt.
Für den Notfall ein VW-Motor
Eine Zwangsschließung ist indessen trotz der Verzögerungen nicht zu befürchten. Den neuen Flucht- und Betriebsweg hält das zuständige Bergamt in Freiburg zwar für dringend revonierungsbedürftig. Joachim Schäfer, der über die Sicherheit der baden-württembergischen Seilbahnen wacht, beschränkt sich da jedoch auf ein "so schnell wie möglich" als Zeitvorgabe. Mehr Druck zu machen hielte Schäfer für nicht angebracht: Im Fall des Unfalles nämlich verfügt die Sommerbergbahn über einen VW-Motor, mit dem die Station angefahren werden könnte, falls der elektrische Antrieb einmal schlapp macht.
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