Stuttgarter
Zeitung vom 28.06.2003 |
Ja
zur Sanierung und doch Stilllegung nächste Woche? |
SSB-Aufsichtsrat
bewilligt drei Millionen Euro für die Modernisierung der Standseilbahn
- Entscheidung über weiteren Betrieb offen |
Gestern
Abend hat der Aufsichtsrat der SSB kurz vor Ablauf der Betriebsbewilligung
beschlossen, dass die historische Standseilbahn saniert werden soll. Die
Gefahr, dass die Bahn schon am Dienstag vorerst stillgelegt wird, ist
damit aber keineswegs abgewendet. |
Von
Mathias Bury |
Nach
langem Hin und Her hat das Aufsichtsgremium der Stuttgarter Straßenbahnen
(SSB) gestern in einer Sondersitzung die drei Millionen teure Sanierung
der Standseilbahn beschlossen. Die Kosten müssen von den SSB getragen
werden. Technikvorstand Wolfgang Arnold bezifferte die jährliche
Belastung - bei einer Finanzierung über 20 Jahre - auf 240 000 Euro,
die zum Jahresfehlbetrag von 900 000 Euro dazukommen. Die Betriebskosten
für die Bahn aus dem Jahr 1929 sollen nach dem Willen des Aufsichtsrates
reduziert werden. Durch die Einschränkung der Betriebszeiten (heute
6.25 bis 20.45 Uhr) auf die Zeit zwischen 9 und 18 Uhr sollen circa 200
000 Euro pro Jahr eingespart werden. |
Der
Aufsichtsrat habe die Entscheidung allerdings mit der Erwartung verbunden,
dass "durch bürgerschaftliches Engagement" ein Teil der
Sanierungskosten getragen wird, sagte Arnold, ähnlich wie beim Bau
des Killesberg-Turms. Es gebe Signale der Vereine, die für den Erhalt
der Bahn Unterschriften gesammelt haben, "Beiträge zur Modernisierung
zu leisten". Und für das Bähnle, das zwischen dem Südheimer
Platz in Heslach und dem Waldfriedhof verkehrt, soll in Zukunft stärker
von der Stuttgart Marketing geworben werden. |
Am
Montag wird sich nun entscheiden, ob die Standseilbahn am Dienstag stillgelegt
werden muss, am 30. Juni läuft die Betriebsbewilligung aus. Es liege
ein Antrag zur Verlängerung der Betriebsdauer vor, sagte Ralf Paaßens,
zuständiger Abteilungsleiter beim Landesamt für Geologie, Rohstoffe
und Bergbau in Freiburg. Darin äußere die SSB den Wunsch, die
Seilbahn noch bis Oktober, beziehungsweise bis zum definitiven Beginn
der Modernisierung betreiben zu dürfen. Gegenwärtig wäre
es für die Behörde aber "schwierig, der Verlängerung
zuzustimmen", sagte Paaßens. Der jetzige Beschluss kläre
zwar die Perspektive für die Sanierung, ändere aber nichts an
den gegenwärtigen Sicherheitsmängeln. Die Entscheidung komme
reichlich spät, schließlich hätten die Verantwortlichen
ein Jahr Zeit gehabt. |
Entscheidend
für eine Verlängerung der Betriebsbewilligung bis zur Sanierung
sei, ob sich ein Weg findet, die Bahn kurzfristig wenigstens teilweise
sicherheitstechnisch aufzurüsten. Nur so kämen die SSB "um
eine Stilllegung herum". Er selbst, bekannte Ralf Paaßens,
habe aber "keine Idee", wie dies möglich sein könnte.
Deshalb sei er, was den SSB-Antrag angehe, "eher skeptisch". |
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