Stuttgarter
Zeitung vom 17.06.2003 |
Entscheidung über Sanierung der Standseilbahn verschoben |
Modernisierung für drei Millionen Euro - CDU-Vertreter kritisieren SSB-Konzept - Betriebserlaubnis nur noch bis Ende Juni |
Gestern
Abend sollte in der Sitzung des SSB-Aufsichtsrates die Entscheidung über
die Modernisierung der Standseilbahn fallen. Es kam anders: Ein Teil des
Gremiums ist mit dem Betreibermodell und der Höhe der Betriebskosten
nicht einverstanden. |
Von
Mathias Bury |
Der
Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) hat gestern bei
seiner Bilanzpressekonferenz die Pläne für die Sanierung der
Standseilbahn vorgestellt. Die Modernisierung der historischen Bahn, für
deren Erhalt zirka 7000 Unterschriften gesammelt worden sind, kostet drei
Millionen Euro. Zuschüsse gibt es nicht. Erneuert werden müssen
Antrieb, Bremsanlage und Steuerung. Die Holzwagen können erhalten
werden, müssen aber mit Sprechanlage, Notausstieg und einer Notstromversorgung
versehen werden. Im Herbst soll mit den Arbeiten begonnen werden. Die
SSB hoffen, dass die Seilbahn, die nur noch bis Ende des Monats eine Betriebserlaubnis
hat, bis dahin fahren darf. |
Nach
dem Vorschlag des SSB-Vorstandes soll für die Seilbahn eine eigene
Gesellschaft gegründet werden, um "Transparenz für die
Sonderlast zu erreichen", so der Technikvorstand Wolfgang Arnold.
Das Defizit von jährlich 900 000 Euro werde durch die Sanierung auf
1,2 Millionen Euro wachsen. Um etwas Geld zu sparen, sollen die Betriebszeiten
in den Randstunden gekürzt werden. |
Einige
Aufsichtsräte der CDU sind mit der GmbH-Lösung nicht einverstanden,
sie wollen einen Verein oder eine Stiftung als Betreibermodell (was per
Gutachten geprüft, aber verworfen wurde), um Bürger und Sponsoren
stärker an den Kosten beteiligen zu können. Auch die Höhe
der Betriebskosten wollen sie genauer dargestellt haben, vermindert etwa
durch weiter eingeschränkte Betriebszeiten. So platzte die Abstimmung
- zum Ärger der Aufsichtsräte von SPD und Grünen. |
Der
Betrieb der unwirtschaftlichen Bahn widerspricht der den SSB vom Gemeinderat
auferlegten Restrukturierung. Die Arbeitnehmer im paritätisch besetzten
Aufsichtsrat fordern, "dass die Stadt die Kosten übernimmt",
so der Betriebsratsvorsitzende Klaus Felsmann. Oder es müsse das
Defizitziel von 22 Millionen Euro in 2006 auf 25 Millionen Euro gelockert
werden. Schließlich mussten die Beschäftigten wegen der Restrukturierung
Einbußen hinnehmen. Auch SPD-Fraktionschef Manfred Kanzleiter findet,
der Erhalt der Nostalgiebahn sei "von öffentlichem Interesse
und nur bedingt Sache der SSB". |
In
der Bilanzpressekonferenz wurde bekannt gegeben: Zum Fahrplanwechsel am
14. Dezember verkürzen die SSB auf Stadt- und Straßenbahnlinien
sowie auf vielen Buslinien die Taktzeiten: Von Montag bis Freitag wird
der morgendliche Zwölf-Minuten-Takt durch einen Zehn-Minuten-Takt
ersetzt. |
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