Leonberger Kreiszeitung vom 10.2.2003
 
Seilbahn: Hoffen auf Landeszuschuss
 
"Betriebswirtschaftlich gerechnet dürften wir weder die Standseilbahn noch die Zahnradbahn betreiben.'' Thomas Moser, der Leiter des Unternehmensbereichs Schienenfahrzeugwerkstätten bei den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), bringt die Probleme der Standseilbahn auf den Punkt: "Der Kostendeckungsgrad liegt bei fünf Prozent.''
VON KONSTANTIN SCHWARZ
Diese bitteren Wahrheiten erfuhr der SPD-Ortsverein Stuttgart-Süd am Freitag an der Seilbahn-Haltestelle in Heslach. Der Landtagsabgeordnete Rolf Gaßmann und der Bundestagsabgeordnete Ernst-Ulrich von Weizsäcker warben dennoch für den Erhalt der 74 Jahre alten Verbindung zum Waldfriedhof.
Um den Betriebsverlust von 900 000 Euro jährlich zu drücken, so von Weizsäcker, sollten Sponsoren gesucht werden. "Ihr Name könnte Stationen oder Wagen schmücken'', regte der Abgeordnete an.
Doch nicht nur der eingefahrene Betriebsverlust des werktags von 6.25 bis 19.41 Uhr pendelnden Technikdenk-mals macht den SSB zu schaffen. Nach dem Unglück in Kaprun hat das Freiburger Landesamt für Bergbau allen Seilbahnen teure technische Nachrüstungen verordnet und im Fall der Stuttgarter Bahn den Betrieb bis zum 30. Juni befristet.
Rund drei Millionen Euro müssten investiert werden. Die SSB haben ein Ingenieurbüro in der Schweiz beauftragt zu überprüfen, "was wirklich getan werden muss''. Moser sieht "Verhandlungsspielraum''. Eine Umrüstung der Bandbremse auf eine Federspeicherbremse, eine neue Treibscheibe, eine neue Befestigung des Seils an den Wagen und eine neue elektronische statt der alten elektromechanischen Steuerung seien wohl dennoch nötig - selbst ohne die Auflagen aus Freiburg. Brandschutzauflagen seien mit neuen Feuerlöschern und einer besseren Ausschilderung der Fluchtwege bereits zum Teil erfüllt worden.
Gespräche mit dem Verkehrsministerium machen den SSB Hoffnung, dass sich das Land an der Investition beteiligen wird. Ob die SSB selbst bei den sechseinhalb Personalstellen für die Bahn sparen können, ist frag-lich. Letzlich wird der Gemeinderat entscheiden müssen, ob und wieviel ihm der Erhalt der nostalgischen Bahn wert ist.
<<
aktion bahn bilder home kontakt legal info links meinung presse recht über uns