Stuttgarter Zeitung vom 8. Februar 2003

Stuttgart und der Globus

Weltläufig

War es nicht toll, das Welt-Mobilitätsforum? Prominenz aus aller Herren Länder, zum Beispiel aus Hessen, Bayern und Bietigheim-Bissingen, bevölkerte unser Stuttgart und stellte die Weichen für einen automobilen Globus. Einmalig! Von hier geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und wir können sagen, wir seien dabei gewesen.

Nun ja, der Einfall des Organisationskomitees, unser weltweites Kompetenzzentrum für die automobile Beweg-lichkeit ausgerechnet während des Forums durch ein paar Schneeflocken ins Koma zu versetzen, war subopti-mal. Doch ansonsten gilt: weitermachen so. Im Weltmaßstab.

Schließlich haben wir Schwaben mit Globalitätsansprüchen die besten Erfahrungen gemacht. Als Weltstadt der Auslandsdeutschen waren wir konkurrenzlos. Die Welthauptstadt der Trollingersüffler macht uns wohlweislich keiner nach. Von unserem Werbeslogan "Partner der Welt" spricht noch heute die dritte Welt - oder war"s die fünfte? Das einst geplante Welthandelszentrum wäre ein Riesenerfolg geworden, wenn es jemand gebraucht hätte.

Diese glänzende Bilanz muss für die Stabsabteilung des Oberbürgermeisters ein Anlass sein zu prüfen, was wir sonst noch exklusiv haben und prestigeträchtig verweltlichen können. Wir sagen nur: Welt-Daimler-Stadion. Welt-Killesberg. Welt-Fernsehturm. Welt-Gablenberg. Welt-Nesenbach. Da reicht uns keiner das Wasser.

Die Freien Wähler, ihrer Zeit wie immer um Welten voraus, haben den Trend der Zeit erkannt. In der jüngsten Amtsblattnummer setzen sie sich unerschütterlich für die Erhaltung der Standseilbahn zum Waldfriedhof ein. Ihr Argument: in San Francisco sei so was eine Touristenattraktion.

Jawohl, so was. Das ist die Richtung, in die wir denken müssen. San Francisco! Weshalb es unerlässlich wäre, die Seilbahn zum Transport der heranbrandenden Touristenmillionen rasch zehngleisig auszubauen und ihr einen neuen, attraktiveren Namen zu geben.

Welt-Standseilbahn wäre das Mindeste, World-Standrope-Choochoo-Train besser. Unser Welt-OB wäre begei-stert. Garantiert.

Von Martin Hohnecker

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