Leonberger Kreiszeitung vom 6.2.2003 |
Touristikchef kämpft um Technikdenkmal |
Der
Kampf um den Erhalt der Seilbahn zwischen Heslach und Waldfriedhof ist
noch längst nicht verloren. Jetzt schaltet sich auch Touristikchef
Klaus Lindemann in die Rettungsaktion ein: "Wir haben für diese
Stuttgarter Besonderheit zu wenig getan.'' |
VON GERT FACH |
Schon
in einem guten Monat, am 11. März, bei einer Aufsichtsratssitzung
der SSB, entscheidet sich das Schicksal eines Technikdenkmals, um das
Stuttgart vor allem von Nahverkehrsfreunden beneidet wird. Wegen eines
Defizits von 900 000 Euro pro Jahr und einer wegen behördlicher Auflagen
notwendig gewordenen Sanie-rung in Millionenhöhe will das städtische
Nahverkehrsunternehmen die unrentable Bahn aus ihrem Programm streichen.
Eine Genehmigung des Betriebs ist von Behördenseite nur noch bis
Ende Juni erlaubt. Spätestens dann muss klar sein, ob und wie man
sich einen Erhalt vorstellt. Andernfalls wandert die Bahn wohl ins Museum. |
Unterschriftenaktionen
von Fahrgästen reden den SSB und der Stadt, die ihrem Unternehmen
ein drastisches Sparprogramm verordnet haben, ins Gewissen. Als Förderer
eines Erhalts "dieser Stuttgarter Besonderheit'' gibt sich jetzt
auch Klaus Lindemann, Geschäftsführer von Stuttgart-Marketing,
zu erkennen: "Die Bahn muss man erhalten.'' In der jüngsten
Broschüre "Auf Schienen durch die Erlebnisregion Stuttgart''
wird das über 70 Jahre alte Technikdenkmal als "erste Standseilbahn
Deutschlands im Linienbetrieb'' gewürdigt. Doch schon das Interesse
am Wochenende mit bis zu 600 Fahrgästen pro Tag beweist, dass auch
ein touristisches Interesse vorhanden ist, auch Stuttgarter außerhalb
Heslachs den Reiz einer Fahrt in diesem historischen Vehikel aus Teakholz
und Mahagoni entdeckt haben. Lindemann fehlt es nicht an Selbstkritik:
"Die Bahn ist nie richtig vermarktet oder beworben worden. Wir haben
zu wenig dafür getan. Dabei gehört die Bahn zum Kulturgut der
Stadt.'' Der Touristikdirektor will eine Fahrt hinauf zum Waldfriedhof
ins touristische Programm aufnehmen, also auch bei Führungen und
Rundfahrten anbieten: "Mit den SSB und der Stadt müssen wir
ein Programm auf-legen. Da ist auch ein Sonderfahrausweis denkbar. Allein,
dass man den Leuten sagt, dass es die Bahn gibt, wird das Interesse steigern.
Unsere Broschüre wird sicher ein Renner.'' |
Lindemann will das Thema auch bei der Aufsichtsratssitzung von Stuttgart-Marketing am 19. Februar zur Sprache bringen: "Es würde ein Stück der Stuttgarter Besonderheit verloren gehen. Den Erhalt nur unter dem Kostengesichtspunkt zu beurteilen, halte ich für fatal.'' Diese Sicht der Dinge ist keineswegs abwegig: Auch die Oldtimer- Linien der SSB, deren Strecke hinauf zum Fernsehturm (vom neuen Standort in Bad Cannstatt aus) möglichst erhalten werden soll, sowie das Killesberg-Bähnle, fahren schließlich nicht kostendeckend. |
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