Rhein-Neckar-Zeitung vom 8.03.2004   
 
"So kann man nicht mit Menschen umgehen"  

Grün-Alternative Liste will, dass der abberufene Vorstand der Heidelberger Straßen- und Bergbahn, Manfred Vogt, angehört wird 

Von Kirsten Baumbusch 
"Der Mann muss gehört werden". Das ist für die Fraktion der Grün-Alternativen Liste (GAL) ins Sachen Manfred Vogt und Heidelberger Straßen- und Bergbahn (HSB) unabdingbar. Schon am Dienstag sollen nämlich Aufsichtsrat und Gemeinderat in außerordentlichen Sitzungen über den Rausschmiss entscheiden. Dazu sehen sich die GAL-Vertreter aber nicht in der Lage. Zu wenig nachvollziehbar ist für sie bislang, was da an schweren Geschützen aufgefahren wurde. 
Der HSB-Aufsichtsrat hatte, wie bereits berichtet, den Vorstand wegen einer ganzen Reihe von internene Fehlentscheidungen abberufen. Die Abstimmung sei einstimmig gewesen. Sowohl Arbeitnehmervertreter, als auch die Gemeinderatsmitglieder waren augenscheinlich dafür, Vogt bereits nach knapp zweijähriger Tätigkeit den Stuhl vor die Tür zu setzen. 
"Wir wissen nicht, ob er Verfehlungen begangen hat, die die Trennung rechtfertigen", gibt der GAL-Fraktionsvorsitzende Peter Holschuh zu bedenken. Es sei einfach kein guter Stil, wenn gegen jemanden solche Vorwürfe erhoben werden, ohne dass er dazu gehört werde. "So kann man nicht mit Menschen umgehen", macht Holschuh seinem Ärger Luft. 
Deshalb hat die GAL bereits vergangenen Mittwoch in nichtöffentlicher Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses einen ganzen Fragenkatalog zu der Misere vorgelegt, um endlich Helligkeit ins Dunkel zu bringen. Darin wollen die GAL-Vertreter nicht nur wissen, mit welcher juristischen Begründung der HSB-Chef abberufen wurde, sondern auch ob und wann mit ihm über die Auflösung des Vertrages gesprochen wurde. 
Welche Vorwürfe, die eine grobe Pflichtverletzung begründen, erhoben wurden und wo diese Dienstpflichtverletzungen dokumentiert sind, fragen die Gemeinderäte. Außerdem interessiert sie, mit welcher Begründung Klaus Blaesius 2003 als HSB-Vorstand zurückgetreten ist und welchen Sinn die Bestellung von Heike Kuntz als alleiniger HSB-Vorstand für zwei Jahre habe. Überdies wollen die GAL-Stadträte wissen, welche Summen an Manfred Vogt für seine Restvertragszeit von drei Jahren noch bezahlt werden müssen, wenn seine Entlassung vor Gericht scheitert. 
Schon im Oktober, so Peter Holschuh und Christian Weiss im RNZ-Gespräch, habe es "Geheimtreffen" von SPD, CDU und der Stadtspitze zum Thema Vogt gegeben. Augenscheinlich habe man den ungeliebten HSB-Vorstand schon damals "loswerden" wollen. Denn auch die GAL wurde gefragt, ob sie bereit sei, diesen Weg der Abberufung mitzugehen. Dazu sei seine Fraktion aber nicht bereit gewesen, ohne die Faktenlage zu kennen, unterstreicht Holschuh. Den von der GAL deshalb dazu beantragten Tagesordnungspunkt für eine Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses sei allerdings ohne Nennung von Gründen abgesetzt worden. Dabei, so Christian Weiss, "wollten wir nur, dass die Sache aus den Hinterzimmern raus kommt". Von Beginn an, weiß Weiss, habe Vogt einen ausgesprochen schweren Stand gehabt. "Der Mann kriegt hier keinen Fuß auf den Boden" sei kolportiert worden. Im April habe es dann wegen der Bergbahn erstmals konkrete Vorwürfe gegeben, er habe die falsche Taktik gewählt. Allerdings seien auch daraus kein arbeitsrechtlichen Schritte erwachsen. Nie erklärt wurde laut Weiss den Gemeinderäten, warum Klaus Blaesius von seinem Posten als HSB-Vorstand zurückgetreten sei. Schließlich sei doch bewusst in den Heidelberger Verkehrs- und Versorgungsbetrieben das "Vier-Augen-Prinzip" von jeweils zwei Vorständen gewählt worden. "Warum lässt man jemanden allein Vorstand sein, wenn er so schlechte Arbeit leistet?", fragt Weiss. 
Er und seine Fraktionskollegen halten den Kurs vor allem in Hinblick auf die Allianz-Gespräche der Nahverkehrsunternehmen in der Region für fatal. Um da zu einem guten Ergebnis zu kommen, so die Ansicht der GAL, müsste die HSB eigentlich gut aufgestellt sein. Doch davon fehle momentan jede Spur. 
 
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