Rhein-Neckar-Zeitung vom 1.03.2004  
 
HSB-Vorstand Vogt fristlos gekündigt

Heike Kuntz kommissarische Chefin 

Von Rolf Kienle  
 Der Aufsichtsrat der Heidelberger Straßen- und Bergbahn, HSB, hat ihrem technischen Vorstand und HVV-Mitgeschäftsführer den Stuhl vor die Tür gestellt: Dr. Manfred Vogt, der erst am 1. April 2002 nach Heidelberg wechselte, wurde fristlos gekündigt. Als Gründe wurden eine Reihe von internen Fehlentscheidungen genannt, wozu die aktuellen Schwierigkeiten bei der Bergbahn gehören dürften, es wurden aber auch andere Probleme genannt. Oberbürgermeisterin Beate Weber habe in der Sitzung eine seitenlange Liste von Fehlern vorgelesen. Die Entscheidung, Vogt fristlos zu kündigen, sei einstimmig gefallen. Neue kommissarische Chefin ist Heike Kuntz, die als Prokuristin bereits zur Geschäftsführung der HVV gehört.
 Manfred Vogt nahm an der Sitzung nicht teil. Er hatte sich bereits die zweite Woche krank gemeldet. Weshalb, weiß man allerdings auch in der Chefetage der HVV nicht. Am heutigen 1. März wollte er wieder seine Arbeit aufnehmen. Der Tag könnte ihm dafür bleiben, seinerseits seine Kündigung einzureichen. Diese Chance soll man ihm angeblich gegeben und den Stichtag 1. März genannt haben, wie es aus informierten Quellen außerhalb des Aufsichtsrates heißt. Das Gremium habe Stillschweigen vereinbart, andererseits pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass der Aufsichtsrat eine fristlose Kündigung ausgesprochen hat.
 Hauptargument dürften die Vorgänge um die Bergbahn gewesen sein, die mittlerweile das Zeug zur lokalen Posse haben. Nachdem erst das neue Landesseilbahngesetz Schuld an der Wiederinbetriebnahme sein sollte, wurde schließlich ein neues Plangenehmigungsverfahren beim Regierungspräsidium Karlsruhe als Ursache dafür angegeben, dass sich die Bestellung der neuen oberen Bahnen verzögert. Seit längerem wird Vogt von verschiedenen Seiten der Vorwurf gemacht, er habe die Sache verschlafen. Vergangene Woche erst wurden die Wagen der unteren Bergbahn zum Verschrotten abtransportiert; wann aber die neuen Wagen kommen, konnte noch niemand sagen. Auch über die historische obere Bergbahn weiß derzeit niemand, ob sie tatsächlich, wie Vogt im vergangenen Jahr mitteilte, ihre Fahrt mit neuer Technik wieder aufnehmen kann. Die Rede war zunächst davon, dass dies noch in diesem Jahr sein kann. Daran glaubt keiner mehr. Der Auftrag mit der Schweizer Firma Garaventa sei bis heute nicht unterschrieben. Damit verstreiche unnötig viel Zeit.
 Außerdem wurden vermutet, die alte Bergbahn, die 95 Jahre unfallfrei fuhr, müsse nicht partout ausgetauscht werden. Historische Bahnen müssten nicht zwangsläufig dem heutigen Standard entsprechen. Ein gelegentlicher Sicherheitscheck würde ausreichen, war zu hören. Inzwischen heißt es, wenn die HSB die Frist bis zum 1. Mai verstreichen lasse, verliere die HSB die Konzession für die Bergbahn. Dann müsste die obere Bahn nach neuerster Gesetzeslage mit vielen Erschwernissen beantragt werden. Eine Bürgerinitiative hatte sich gegründet, die sich für die Bergbahn stark machte und im letzten Jahr 5500 Unterschriften für den Erhalt der Bergbahn sammelte.
 Die Bergbahn ist offenbar nur ein Teil der Vorwürfe gegen Dr. Manfred Vogt. Themen sind wohl auch ein ungeeignetes Betriebsleitsystem und nicht funktionierende Fahrscheindrucker, die die zuvor gut funktionenden Vorgängerautomaten abgelöst haben sollen. Das waren jeweils kostspielige Anschaffungen.
Dr. Manfred Vogt war bis vor zwei Jahren Geschäftsführer bei der Südbadenbus in Freiburg und der Regionalbusverkehr Südwest in Karlsruhe. Die HSB sah Vogt vor zwei Jahren als Gesamt-Mobilitätsdienstleister. Klar war ihm, dass man viel stärker kundenorientiert arbeiten müsse. Die aktuelle Entscheidung erinnert an die Personaldebatte um den damaligen HSB-Chef Norbert Vornehm, der Heidelberg nach hitzigen Diskussionen den Rücken kehrte. 
 
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