MEIER / 03 04 
 

Hickhack um die Sanierung der Heidelberger Bergbahn 

Absturz am Königstuhl 
Ein kleines Bergdrama spielt sich im Augenblick am Königstuhl ab. Der Heidelberger Hausgipfel ist zwar nur 550 Meter hoch, aber das Opfer Bergbahn scheint trotzdem in eine tiefe Gletscherspalte gestürzt zu sein. Vor 2005 wird sich wohl kein Rädchen mehr rühren. Erbärmlich findet das der ehemalige Bergbahnbetriebsleiter Harald Sporin und auch CDU-Stadtrat Jan Gradel stutzt: "Die Abläufe waren in Ordnung und trotzdem ist etwas Falsches herausgekommen." 
Dabei hatte sich im Sommer 2003 ein schnelles Happy-End abgezeichnet. Nach einigem Hin und Her präsentierte der HSB-Chef Manfred Vogt der Öffentlichkeit ein überzeugendes Sanierungskonzept fur die von der Aufsichtsbehörde Freiburg aus Sicher-heitsgründen lahm gelegte Standseilbahn. Die oberen Eichenholz-Wagen aus dem Jahre 1906 sollten ihr historisches Outfit behalten, im Abschnitt zwischen Talstation und Molkenkur plante man sogar eine Erhöhung der Kapazitäten. Kostenpunkt: 10,6 Millionen Euro. In der Sommersaison 2004, so Vogt damals optimistisch, sollten die Wagen wieder rollen.  
Doch die Fristen sind verschleppt worden. Ein Auf-trag an die ausgewählte Schweizer Firma wurde nicht erteilt. HVV-Geschaftsführer Klaus Blaesius weigerte sich, seine Unterschrift zu geben, bevor die Pläne vom Regierungspräsdium abgesegnet waren. Das Okay aus Karlsruhe kam Mitte Februar, aber die Verzogerung hat weitreichende Folgen. Zum einen ist die Frist für das Schweizer Angebot im Dezember 2003 abgelaufen, zum anderen gilt ein neues EU-Recht, das im November 2003 in Kraft getreten ist. 
"Hatte man letztes Jahr den Vertrag noch vergeben, hatte man noch nach dem alten Gesetz vorgehen können", so Ingolf Hetzel vom VCD Heidelberg. Die strengeren CE-Richtlinien zögen die Sanierung in die Länge. Indes rätselt man in Heidelberg, warum der Auftrag nicht vor Abschluss des Plangenehmigungsverfahrens erteilt wurde, wie das zum Beispiel im Fall der stillgelegten Stuttgarter Bergbahn geschehen ist. Einige vermuten, dass der HSB-Chef, seit April 2003 [2002, ed.] im Amt, innerhalb der HVV-Holding einen schweren Stand hat. Schließlich habe sich der Gemeinderat bei der Besetzung des Postens gegen HW und Stadtspitze durchgesetzt, die eine interne Lösung bevorzugten, so GAL-Stadtrat Christian Weiss. Oder wollte man einfach eine hundertprozentige Sicherheit? Das Risiko einer vorzeitigen Vergabe sei nach einhelliger Auffassung des Aufsichtsrates, nicht tragbar gewesen, erklärt Oberbürgermeisterin Beate Weber in einer Stellungnahme. "Eine Nichtgenehmigung ist nie zu befürchten gewesen", wundert sich dagegen Ralf Paaßens von der Freiburger Aufsichtsbehörde über das Heidelberger Sicherheitsbedürfnis.  AM. Foto: Dietrich Bechtel
 
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