Rhein-Neckar-Zeitung vom 26.02.2004    
 
 
Die Bergbahn wird "umweltgerecht entsorgt"

Gestern wurde die Untere Bergbahn an den Haken genommen - Ein Platz im Technik-Museum ließ sich für das gute Stück nicht finden

 Von Karl-Horst Möhl
Theo Johann ist ein alter Hase. Der Kranfahrer hat schon die "dicksten Brocken " am Haken gehabt. Gestern stand auf seinem Einsatzzettel neben der Adresse "vier Teile ã sechs Tonnen, Arbeitsaufwand 3/4 Tag". Die Adresse war der kleine Parkplatz über der Bergbahnstation am Schloss, und der war gar nicht so einfach zu erreichen.
Johann sollte mit seinem 50 Tonnen schweren Autokran die Fahrzeuge der unteren Bergbahn von den Gleisen auf Tieflader hieven, musste aber schon bei der Anfahrt am Oberern Faulen Pelz eine Zwangspause einlegen, weil der Schlossberg noch nicht gestreut war. Johann fuhr in Millimeterarbeit über die Neue Schlossstraße zu seinem Einsatzort. Ab da lief alles "wie geschmiert".
Seit Rosenmontag hatte die Mitarbeiter der Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG (HSB) bereits zusammen mit den Seilbahn-Spezialisten der Schweizer Firma Garaventaaus Thun den Abtransport der Fahrzeuge der unteren Bergbahn vorbereitet. Die elektrische Ausrüstung an den Fahrzeugen und am Antrieb sowie die Komponenten im Tunnel und in der Station Schloss wurden demontiert, damit am Aschermittwoch die Fahrzeuge in vier Teilen mit dem Kran herausgehoben werden konnten. Auf dem Tieflader wurden die Wagen der Bergbahn, die seit 1890 zwischen der Talstation Kornmarkt und den Stationen Schloss sowie Molkenkur betrieben wird, nach Mannheim transportiert, wo sie umweltgerecht entsorgt werden.
"Ich erinnere mich noch, wie das 1961 war", erzählte ein Heidelberger Fan der Bergbahn, der den Abtransport der Wagen damals und heute beobachtete. "Die 70-Jährige wurde durch die Heidelberger Straßen zum Schrottplatz gefahren, weil sie einer größeren Bahn weichen musste, die dann 1962 ihre erste Fahrt aufnahm". Wie die HSB mitteilte, ist die Demontage der Bergbahnwagen im Rahmen der Tunnelsanierung nach den neuesten technischen Vorgaben, darunter den neuen Brandschutzbedingungen, zu sehen. Mit diesen Arbeiten solle schon in den nächsten Tagen begonnen werden. Die Wagen der unteren Bergbahn waren im November 2003 zum letzten Mal im Einsatz. Anregungen, die unteren Bahnen für museale Zwecke einzusetzen, konnten nicht umgesetzt werden, das Auto- und Technikmuseum Sinsheim hatte aus Platzgründen abgesagt.
Wann die noch aus dem Jahre 1907 stammenden Wagen der oberen Bergbahn zwischen Station Molkenkur und Königstuhl, die schon seit Mai 2003 wegen Umbauarbeiten außer Betrieb ist, entsprechend bearbeitet werden, steht laut HSB noch nicht fest.
Zur Erneuerung der Bergbahn zählen aber nicht nur das "Rollmaterial", sondern auch die bestehenden Stationen, darunter die Talstation Kornmarkt. Hier steht eine Neuordnung an, bei der Eingang und Ausgang getrennt werden sollen, was schon durch die höhere Kapazität der neuen Wagen mit 130 gegenüber 80 Fahrgästen Sinn macht. Die Station Schloss soll behindertengerecht umgebaut werden und einen größeren Kassen- und Wartebereich erhalten. Die historische Treppenanlage soll von der Anpassung der Bahnsteige unberührt bleiben. In der Molkenkur steht der Einbau eines Treppenlifts an. Für die Bahn werden neue Antriebselemente eingebaut und nicht zuletzt findet das Museum der HSB ein neues Domizil.
 
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