Rhein-Neckar-Zeitung vom 13.01.2004
 
Heidelberger Bergbahn:
Der Karren sitzt im Dreck

Fahren die historischen Wagen erst 2005 wieder auf den Königstuhl?

Von Holger Buchwald

"Es gibt Bremser in Heidelberg." - Wenn Joachim Schäfer vom zuständigen Freiburger Landesamt auf das Thema Königstuhlbahn angesprochen wird, zeigt er kein Verständnis. Es werde immer unwahrscheinlicher, dass die historische Heidelberger Bergbahn noch 2004 wieder ihren Betrieb aufnehmen kann.

"Die Verzögerungen haben sich die Verantwortlichen selbst zuzuschreiben", betont Schäfer. Bereits vor eineinhalb Jahren hatte der für die Bergbahn-Genehmigung zuständige Mann vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg die HSB zur Eile gemahnt. Der Auftrag zur Sanierung der Heidelberger Bergbahn müsse nun schnell vergeben werden, warnte Schäfer damals, sonst würden die Bestimmungen des neuen Landesseilbahngesetzes greifen. Sein Ruf verhallte ungehört. Am 8. November letzten Jahres trat das neue Gesetz in Kraft, doch die HSB hat den Auf-trag noch immer nicht vergeben.

"Der Zug ist schon längst abgefahren", sagt Schäfer. Da die Heidelberger noch nicht mit dem Umbau ihrer Bergbahn begonnen haben, greife nun das neue Gesetz. Das bedeutet nun zwar nicht das Aus für die historische Bahn. Doch das Genehmigungsverfahren wird nun langwieriger werden, als es ursprünglich notwendig gewesen wäre. Die neuen Zertifizierungsregeln habe noch keiner angewandt, deshalb werde die Suche nach geeigneten Ingenieurbüros wohl recht aufwändig werden. Schäfer: "Vor einem Jahr wäre die Genehmigung einfacher und günstiger gewesen." Der höhere Aufwand ist übrigens nicht gleichzeitig mit mehr Sicherheit verbunden, denn bis es einheitliche europäische Regelungen gibt, gilt für Seil-bahnen die alte Bundesverordnung.

"Ich will hier keine Prognose abgeben. Aber Mitte 2004 dreht sich bei der Heidelberger Bergbahn mit Sicherheit noch kein Rädchen", weiß Schäfer. Frühestens Ende des Jahres könnten die Wagen wieder den Königstuhl hinauffahren, aber auch nur dann, wenn nun schnell gehandelt werde.

Der Karren scheint festgefahren. Dabei schien das Projekt Heidelberger Bergbahn bereits im Sommer letzten Jahres in trockenen Tüchern. Mit der Schweizer Firma Garaventa schien HSB-Vorstand Manfred Vogt den optimalen Geschäftspartner gefunden zu haben: Schließlich hatte eben dieses Unternehmen vor 100 Jahren die Heidelberger Bergbahn gebaut. Im Firmen-Archiv lagern sogar noch Originalpläne der historischen Königstuhlbahn-Wagen. Vogt verkündete damals, man sei sich einig geworden: Die obere Bergbahn zwischen Molkenkur und dem Königstuhl werde originalgetreu restauriert, die untere Bahn zwischen Kornmarkt und Molkenkur werde umgebaut und total erneuert. Insgesamt waren im Investitionsplan für die Sanierung rund elf Millionen Euro vorgesehen.

Die Verträge wurden aufgesetzt, doch HVV-Vorstand Klaus Blae-sius verweigerte seine Unterschrift. Bevor der Antrag an Garaventa vergeben werde, müsse das Regierungspräsidium Karlsruhe im Plangenehmigungsverfahren grünes Licht erteilt haben. Eine Begründung, die Joachim Schäfer vom Freiburger Landesamt nicht versteht: Einige Sanierungsarbeiten seien überhaupt nicht genehmigungspflichtig. Schäfer: "Die Wagen könnten schon längst in der Schweiz bei Garaventa sein." Die Stuttgarter, die eine ähnliche Bergbahn sanieren müssten, seien da im Übrigen schon viel weiter. Dort sei bereits die Trasse fertig gestellt. Und das, obwohl das Plangenehmigungsverfahren noch lange nicht beendet sei.

"Ich rede ja hier in Heidelberg gegen Wände", meint dazu HSB-Vorstand Manfred Vogt. Er ist nicht der einzige, der glaubt, dass er von seinem Vorstandskollegen Klaus Blaesius und der Stadtspitze im Regen stehen gelassen wurde (siehe Kasten unten). Vogt: "Ich war so glücklich, dass ich ein Unternehmen gefunden hatte, das die alten Wagen erhalten kann." Doch das Angebot von Garaventa ist mit dem Jahreswechsel verfallen.

<<
aktion bahn bilder home kontakt legal info links meinung presse recht über uns