Rhein-Neckar-Zeitung vom 13.01.2004 
 
Bummelzug

Kommentar von Holger Buchwald

Die Heidelberger Bergbahn hätte bereits im Juni dieses Jahres wieder ihren Betrieb aufnehmen können, doch dieser Zug ist endgültig abgefahren. "Beeilt Euch", warnte der Verantwortliche im zuständigen Freiburger Landesamt - und das bereits vor eineinhalb Jahren. Doch die Rufe stießen in Heidelberg auf taube Ohren. Die Fristen verstrichen, so dass jetzt das neue Seilbahngesetz greift. Das Genehmigungsverfahren wird nun langwieriger und vor allem teurer, als das nötig gewesen wäre. Jetzt kommt die HSB zu der zweifelhaften Ehre, als erstes Verkehrsunternehmen im Land die neuen gesetzlichen Bestimmungen zu testen.
Das Projekt Bergbahn ist zum Bummelzug geworden. In einer konzertierten Aktion haben die HSB und ihr Mutterkonzern HVV das Verfahren selbst ins Stocken gebracht. Die historischen Wagen der Königstuhlbahn könnten schon längst bei der Seilbahnfirma in der Schweiz sein. Aber nein, in Heidelberg wird auch keine noch so kleine Möglichkeit ausgelassen, um das Projekt zu bremsen. Neuerdings dient das laufende Plangenehmigungsverfahren als Vorwand, damit die Verträge mit der Seilbahnfirma nicht unterschrieben werden. Eine Praxis, die nicht nur in Freiburg, sondern auch in Stuttgart auf Unverständnis stößt, denn dort hat man mit der Restaurierung einer anderen historischen Bergbahn längst begonnen - auch ohne grünes Licht vom Regierungspräsidium. Stadtspitze und HVV/HSB sollten jetzt endlich zeigen, dass ihnen der Erhalt des fast 100-jährigen Heidelberger Kleinods am Herzen liegt - und das Tempo für die Bergbahn erhöhen.
 
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