Fränkische Nachrichten vom 3.12.2003
Bremsklotz für die Heidelberger Bergbahn
Zwist zwischen HSB-Vorstand und Aufsichtsrat wirft Neustartein halbes Jahr zurück
Heidelberg.Die Renovierung der historischen Bergbahn gerät ins Stocken. Ursprünglich hatte die Betreiberin Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG (HSB) angekündigt, dass die Bahnen zwischen Altstadt und Königstuhl im Juni 2004 wieder rollen. Nach Unstimmigkeiten zwischen Vorstand und Aufsichtsrat über die Auftragsvergabe wird sich der Neustart mindestens um ein halbes Jahr verzögern.
Das Freiburger Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg als Aufsichtsbehörde hatte bei der Bergbahn einige Sicherheitsmängel festgestellt. Der obere Abschnitt zwischen Molkenkur und Königstuhl musste daher zum 30. April diesen Jahres den Betrieb einstellen. Zwischen Kornmarkt und Molkenkur durften die Bahnen bis 2. November fahren. Die HSB schrieb die Generalüberholung des beliebten Verkehrsmittels europaweit aus, den Zuschlag für das Elf-Millionen-Euro-Projekt erhielt die Firma Garaventa. Das Unternehmen aus Goldau in der Schweiz hatte ein Konzept vorgelegt, wonach die hölzernen Wagen von 1907 erhalten und auf neuesten Sicherheitsstand gebracht werden können. Die blauen Kabinen mit Baujahr 1961, die im unteren Teil verkehrten, sollen dagegen durch moderne Niederflur-Wagen ersetzt werden.
Uneinigkeit besteht nun aber über den Zeitpunkt der Bestellung: Während HSB-Vorstand Dr. Manfred Vogt den Auftrag schon im Spätsommer vergeben wollte, bremst derzeit der Aufsichtsrat und möchte zunächst das Plan-Genehmigungsverfahren durch das Regierungspräsidium abwarten. Aufsichtsratsvorsitzende OB Beate Weber sieht in einer vorzeitigen Vergabe ein untragbares Risiko.
Vogt erklärte auf Anfrage, die Vorbereitung der Sanierung sei "in enger Zusammenarbeit mit der Genehmigungsbehörde" erfolgt. Diese habe das Konzept von HSB und Garaventa bereits schriftlich akzeptiert. Er sehe in der Plangenehmigung daher eine reine Formsache. Ein Risiko bestehe für die HSB auch deswegen nicht, weil der Lieferant die Abnahme der Anlage vertraglich garantiere: "Sollte es ein Restrisiko geben, so wird das von Garaventa getragen."
Weil die Lieferzeit von Wagen und Anlagen ein halbes Jahr betrage, wolle er den Auftrag frühzeitig vergeben und nicht erst die förmliche Genehmigung abwarten. "Das ist rechtlich unbedenklich und würde die Fertigstellung erheblich beschleunigen." Ähnlich sei auch in Stuttgart und Künzelsau verfahren worden. "Ich stehe mit dieser Auffassung allerdings alleine da", so Vogt. Philipp Rothe
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