Stadtblatt vom 14.05.2003
Stimmen aus dem Gemeinderat
CDU
Dr. Jan Gradel
Bergauf und bergab ohne Bergbahn?
Seit 1907 fuhr die Königstuhlbergbahn bergauf und -ab - ohne große Zwischenfälle. Seit dem 1. Mai stehen die beiden Holzwagen in der Berg- bzw. der Talstation und warten auf bessere Zeiten - oder einen Platz im Museum. Denn das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg hat der Bergbahn zum Ende April endgültig die Betriebserlaubnis entzogen. Sie hält die in die Jahre gekommene Bahn für nicht mehr sicher. Das Ende der Königstuhlbergbahn kam aber keineswegs überraschend. Schon im Juli und August vergangenen Jahres waren erste Meldungen über den möglichen Totalumbau in der Rhein-Neckar-Zeitung zu lesen. Bedauerlich ist, dass in der Zwischenzeit weder die rechtlichen Möglichkeiten voll ausgeschöpft noch Überlegungen angestrengt wurden, wie die Sanierungsphase überbrückt werden könnte. Das ist also Kind in den Brunnen gefallen - nun geht es um Schadensbegrenzung:
Die CDU-Gemeinderatsfraktion erwartet deshalb von der Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG (HSB) die schnellstmögliche Sanierung beider Bergbahnen. Diese Aufgabe muss absolute Priorität haben. Unmittelbar nach Ende der Ausschreibungsfrist ist von der HSB eine klare Entscheidung vorzulegen. Dann werden wir auch erfahren, ob die alten Wagen weitgehend erhalten bleiben oder ins Museum wandern müssen.
In der Zwischenzeit muss die Sanierungsphase professionell gemanagt werden: Die CDU-Fraktion fordert dazu einen angemessenen Ersatzverkehr. Es reicht nicht, die erlebnishungrigen Heidelberg-Touristinnen und Touristen in einen Standardlinienbus zu setzen. Es braucht schon etwas mehr, um die Erwartungen an Heidelberg nicht zu enttäuschen: Wir müssen etwas bieten, vielleicht einen Oldtimerbus oder "Panoramafahrten" mit Erläuterungen - da ist ein wenig Fantasie gefragt. Für viele Besucher ist die Fahrt mit der Königstuhlbergbahn nämlich ein ebenso wichtiges und eigenständiges Erlebnis wie der Besuch des Schlosses oder das obligatorische Foto auf der Alten Brücke.
Bleiben die Touristen aus, bekommen das die am Königstuhl ansässige Gastronomie und das Märchenparadies zu spüren. Sie verzeichnen teilweise bereits jetzt deutliche Umsatzrückgänge. Das kann in dieser wirtschaftlich schweren Zeit bedrohlich werden, wenn der Zustand länger anhält. Es hängen menschliche Existenzen davon ab, wie die HSB jetzt mit dieser Krise umgeht. Und es werden noch mehr werden, wenn in der Saison 2004 die beiden Bergbahnen noch nicht wieder in Betrieb gegangen sein sollten. Auch die Gastronomie an der Molkenkur wäre vom Besucherstrom der Bergbahn abgeschnitten, wenn die Molkenkurbahn Ende Oktober stillgelegt wird.
 
Gute Nachrichten kommen zumindest aus dem baden-württembergischen Verkehrsministerium. Dort hat man auf Anfrage der CDU-Fraktion eine schnelle Prüfung der Förderanträge zugesagt. Das heißt, dass schnell gebaut werden kann, wenn die HSB entschieden hat, wie die Sanierung ausfallen wird. Eines wird die Sanierung auf jeden Fall: teuer. Rund zehn Millionen Euro dürfen es schon sein, damit sich die Wagen wieder bergauf und bergab bewegen. Da dürfte ein zwischenzeitlich einzuführender Ersatzverkehr finanziell nicht so stark ins Gewicht fallen.
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