www.koenigstuhlbahn.de im Mai 2003
 
Königstuhlbahn - schön und sicher! 
 
In ihrer Ausgabe vom 3. Mai 2003 berichtet die Badische Zeitung aus Freiburg unter der Überschrift "Schön, aber nicht sicher" über die Stilllegung der Heidelberger Bergbahn zum Königstuhl. 
 
Frank Paaßens, jener Mitarbeiter der Freiburger Aufsichtsbehörde für die baden-württembergischen Seilbahnen, dem LGRB (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau), der die Stilllegung der Königstuhlbahn verantwortet, kommt darin zu Wort. Schenkt man seinen Ausführungen Glauben, wäre es im Ländle möglich, daß eine sicherheitstechnisch mangelhafte Bahn jahrelang verkehren darf, weil die für ihre Sicherheit zuständige Behörde bewußt ihrer Dienstpflicht vernachläßigte. Dies ließe sich mit einigem Recht als skandlösen Zustand beschreiben, aber der Reihe nach: 
 
"Wir haben den Betreiber bereits vor einem Jahr auf die Mängel hingewiesen, aber bislang hat sich in der Sicherheit der Bahn nichts Entscheidendes geändert" (Frank Paaßens, LGRB)
 
Um welche Mängel es sich hierbei handeln soll, ist bis heute unbekannt. Allerdings hat das LGRB bereits Anfang August 2002 in einer Pressemitteilung dargelegt, daß die Königstuhlbahn bei der zuletzt durchgeführten technischen Aufsichtsprüfung "keine erkennbaren erheblichen oder gefährlichen Mängel" aufgewiesen hat. Eindeutig wurde festgestellt: "Die Betriebssicherheit der Königstuhlbergbahn ist gewährleistet". Bemerkenswert, da die Stilllegung einer Anlage durch das LGRB nur erfolgen darf, wenn die Betriebssicherheit nicht mehr gewährleistet ist (LSeilbG, § 18 Abs. 2 Satz 2). Konsequenterweise weigert sich die Behörde in 2003 die vorgeschriebene technische Aufsichtsprüfung durchzuführen. Da die Anlage qualitativ im selben Zustand wie bei der letzten Überprüfung ist, würde die neuerliche Feststellung der Betriebsicherheit drohen. Oder man wäre in der unangenhmen Situation, darlegen zu müssen, weshalb die Bahn - eben noch sicher - auf einmal nicht mehr sicher genug ist. 
 
"Wir haben schon bisher mit zugedrücktem Auge den Betrieb zugelassen. Nach der Katastrophe der Kapruner Bahn konnten wir uns das nicht mehr erlauben" (Frank Paaßens, LGRB)
 
 Es staunt der Laie, der Fachmann wundert sich: ein für die Sicherheit von Menschen zuständiger Beamter gibt freimütig zu, seine Dienstpflicht bislang vernachläßigt zu haben. Was möchte er dem geneigten Publikum sagen? Wie bereits ausgeführt, gab und gibt es keine Mängel, welche übersehen werden müßten. Insofern müssen Millionen von Fahrgästen nicht nachträglich erschauern. Das zugedrückte Auge des LGRB ist rein rhetorischer Natur und dient der Verschleierung der Tatsache, daß die Stilllegung der Bahn unbegründet erfolgt.
Ebenso zweckdienlich ist der Hinweis auf das Unglück von Kaprun. In der Tat hat sich dieses Ereignis nachhaltig auf das Denken und Verhalten der für die Sicherheit von Menschen zuständigen Personen ausgewirkt. Ein LGRB-Beamter, den der sicherheitstechnische Zustand der Königstuhlbahn im Jahr 2000 (anläßlich der 10-jährigen Haupuntersuchung) prognostizieren ließ, man könne mit dieser Bahn noch weitere 100 Jahre fahren, sagt im Frühjahr 2002 per Anordnung voraus, daß die Bahn in der Nacht vom 30. April zum 1. Mai 2003 betriebsunsicher wird und verlangt eine völlige Erneuerung. Der millionenschwere Neubau von Bergbahnen nach dem neuesten Stand der Technik bringt mehr Sicherheit: für die Verantwortlichen, nicht für die Fahrgäste. Die Wahrscheinlichkeit, sein Leben in einer baden-württembergischen Standseilbahn lassen zu müssen, geht gegen Null. Das wäre auch nach einem Umbau so. Eine Erneuerung der Königstuhlbahn würde letztlich nur den einen Vorteil haben, daß die zuständige Aufsichtsbehörde entspannt auf einen Unfall warten könnte, immer in der Gewissheit, alles 'Nötige' getan zu haben. In der Verantwortung und vor dem Richter stünden dann Hersteller und/oder Betreiber, jedenfalls nicht die Beamten des LGRB.
Fest steht, daß die Heidelberger Königstuhlbahn als technisches Kulturdenkmal nicht nur wunderschön ist, sondern sich auch in einem tadellosen und einwandfreien sicherheitstechnischem Zustand befindet. Sehr fraglich ist dagegen, woher die Millionen an Steuergeld zur Finanzierung der Entspannung des Arbeitsalltags der Freiburger Aufsichtsbeamten kommen sollen.
Martin Wenger
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