Badische Zeitung vom 3.05.2003 |
Schön, aber nicht sicher |
Freiburger Landesamt lässt Heidelberger Königstuhlbahn wegen technischer Mängel stilllegen |
Von unserem Redakteur Wulf Rüskamp |
HEIDELBERG.
Über die Schönheit der Königstuhlbahn in Heidelberg dürften
Ralf Paaßens vom Freiburger Landesamt für Geologie, Rohstoffe
und Bergbau einerseits und der Heidelberger Stadtkämmerer Walter
Lenz andererseits kaum streiten. Doch ob die Bahn, die seit 1907 unverändert
oberhalb der Innenstadt verkehrt, noch sicher ist, darüber gehen
ihre Meinungen auseinander. Und so hat Paaßens von Amts wegen dafür
gesorgt, dass seit 1. Mai die Standseilbahn zwischen Molkenkur und Königstuhl
still steht. |
Im
Heidelberger Rathaus ist man angesichts des plötzlichen Verbots aus
Freiburg überrascht: Die Hoffnungen galten einer befristeten Betriebsverlängerung,
die Ende Januar beantragt worden war. Auf diese Weise hätte es gelingen
können, die Bahn so lange fahren zu lassen, bis die geplante Modernisierung
beginnt. Doch so geduldig zeigte man sich in dem auch für die Sicherheit
von Bergbahnen zuständigen Landesamt nicht. "Wir haben den Betreiber
bereits vor einem Jahr auf die Mängel hingewiesen, aber bislang hat
sich in der Sicherheit der Bahn nichts Entscheidendes geändert",
sagt Paaßens. |
Immerhin
hat die Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG, ein städtisches
Unternehmen, den Umbau der Standseilbahn nach heutigen Sicherheitsstandards
europaweit ausgeschrieben. Um den historischen Charakter der Bahn zu wahren,
war der einfache Ersatz der alten Wagen verworfen worden; nun wird nach
einer originalgetreuen, aber ingenieurtechnisch aufwändigen Erneuerung
gesucht. Mitte Mai sollen die verschiedenen Vorschläge geprüft
werden. Warum also wartet man dies im Landesamt nicht ab? "Wir haben
schon bisher mit zugedrücktem Auge den Betrieb zugelassen. Nach der
Katastrophe der Kapruner Bahn konnten wir uns das nicht mehr erlauben",
antwortet Paaßens. |
Also
liegt die Bahn von 1907 still, die den oberen Teil, der Auffahrt zum Königstuhl,
bewältigt und im Jahr mehr als 200 000 Fahrgäste befördert
hat. Doch auch für die untere Königstuhlbahn, erbaut im Jahre
1927, läuft die Zeit ab: Bis zum 30. September wurde ihre Betriebsgenehmigung
verlängert, danach muss auch ihr Sicherheitssystem auf den Stand
der Technik gebracht werden. Im Frühjahr 2004 soll der untere Bahnabschnitt
wieder betriebsbereit sein. Rund sechs Millionen Euro kostet die Modernisierung
beider Bahnen - auf die die Stadt Heidelberg keinesfalls verzichten will.
Schon jetzt zur zeitweiligen Stilllegung der oberen Königstuhlbahn
demonstrierten Bürger ihre Anhänglichkeit - die sie, so sagt
Walter Lenz mit Blick auf die Rentabilität, vielleicht auch als häufige
Fahrgäste beweisen sollten. |
Die
Heidelberger Standseilbahn ist nicht die einzige Bergbahn, der das Freiburger
Landesamt eine Frist gesetzt hat. Auch die Stuttgarter Standseilbahn gilt
als technisch überholt und entspricht den Sicherheits-bestimmungen
nicht mehr. Anders als in Heidelberg wurden aber in Stuttgart die Mahnungen
aus Freiburg ernst genommen, wie Paaßens berichtet: Dort laufen
bereits Planung und Umbau. |
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